Auslandsstudium in Bulgarien

Das Studium in Bulgarien war bis 1989 weitgehend an das sowjetische Muster angelehnt. Der Studienverlauf war streng reglementiert und die Studieninhalte auf eine enge Spezialisierung ausgelegt. Seit 1990 wurden in Bulgarien drei private, staatlich anerkannte Universitäten gegründet. Diese Universitäten finanzieren sich ohne staatliche Zuschüsse. Im Februar 1989 wurde das erste Abkommen mit den USA über Studentenaustausch unterzeichnet. Im September 1989 trafen die ersten 15 bulgarischen Studenten in den USA ein, und im Januar 1990 folgten die ersten amerikanischen Studenten, die in Bulgarien ihr Studium fortsetzten. Momentan gibt es 29 staatliche und fünf private tertiäre Bildungseinrichtungen. Darunter sind technische, medizinische, künstlerische, land- und forstwirtschaftliche, ökonomische und pädagogische Hochschulen und eine Hochschule für Architektur und Sport.

Zu den ersten neu gegründeten Privatuniversitäten gehörten die Amerikanische Universität in Blagoevgrad, die neue bulgarische Universität in Sofia und die Freie Universität in Burgas. 19 der 29 staatlichen Bildungseinrichtungen haben Universitätsstatus.

Fünf davon sind traditionelle Universitäten mit einem breiten Fächerangebot:

  • die Universität in Plovdiv,
  • die St. Kliment Ochridski Universität in Sofia,
  • die St. Kyrill und Method Universität in Veliko Turnovo,
  • die Hochschule für Pädagogik in Šoumen und
  • die Süd-West Universität „Neofit Rilski“ in Blagoevgrad.

Die anderen 14 Universitäten sind spezialisierter und haben nicht ein so umfassendes Angebot. An ihnen kann man z.B. Wirtschaft, Forstwesen, Medizin und Erziehungswissenschaft studieren oder sich zum Lehrer ausbilden lassen.

Seit 1999 wird an der Technischen Universität Sofia das erste und einzige deutsch-bulgarische Doppeldiplom an der deutschsprachigen Fakultät für Ingenieur- und Betriebswirtschaftsausbildung vergeben. Es wird von den technischen Universitäten Braunschweig und Sofia betreut. Neben den Universitäten und Hochschulen kommt in Bulgarien der Akademie der Wissenschaften eine wichtige Rolle als Forschungseinrichtung zu. Die Hochschulpolitik ist Aufgabe des Ministeriums für Erziehung, Wissenschaft und Technologie. Insgesamt unterstehen die Hochschulen der Nationalversammlung und dem Ministerrat. Der Etat wird bilateral zwischen der Hochschulleitung und dem Finanzministerium ausgehandelt.

Rechtliche Grundlage für die bulgarischen Hochschulen ist ein Gesetz aus dem Jahre 1958 sowie ein im Januar 1990 erlassenes Gesetz über die Autonomie der Hochschulen. Letzteres bietet den Bildungseinrichtungen größere Freiheiten in der Festlegung der Studieninhalte. Im Dezember 1995 wurde ein neues Hochschulgesetz vom Parlament verabschiedet, das noch einmal ausdrücklich die schon im Gesetz von 1990 festgelegte Autonomie bestärken sollte. Bildungseinrichtungen sind nach dem Hochschulgesetz von 1995 dazu berechtigt, ihre Verwaltungskörperschaften selber zu wählen. Dazu gehören die Generalversammlung, der akademische Rat und der Rektor der Universität, die alle vier Jahre neu gewählt werden. Der akademische Rat besteht aus Vertretern der Lehrenden und der Studenten.

Studiensystem und Abschlüsse

Für Studenten existieren an den bulgarischen Hochschulen eine große Auswahl an Studiengängen: zum einen gibt es den Bachelor-Studiengang, der vier Jahre dauert. Daneben gibt es die Möglichkeit zu einem Magisterstudium, das in der Regel fünf Jahre dauert. Alternativ dazu besteht die Möglichkeit, seinen Magistertitel durch das oben erwähnte Bachelorstudium zu bekommen, indem man an den Bachelorabschluss noch ein zusätzliches Studienjahr anhängt. Zum Erwerb des Bachelor- oder Magistertitels am Ende des Studiums ist entweder ein Staatsexamen abzulegen oder eine Abschlussarbeit anzufertigen. Hat man sein Magisterstudium erfolgreich beendet, besteht die Möglichkeit, durch ein dreijähriges Promotionsstudium einen Doktortitel zu erlangen. Neben den Universitäten gibt es außerdem die so genannten karriereorientierten Colleges, die eine dreijährige Ausbildung anbieten, die man mit dem „specialist“-Grad abschließen kann. Prüfungen an bulgarischen Hochschulen sind meistens schriftlich. Die Bewertung stützt sich auf ein System von 1 bis 6, wobei 6 die beste Note ist. Zum Bestehen einer Prüfung muss man wenigstens die Note 3 erreichen.

Das akademische Jahr ist unterteilt in zwei Semester, zwischen denen es eine zweiwöchige Pause gibt. Das Wintersemester beginnt an den meisten Universitäten Mitte September und endet Mitte Januar. Zu Weihnachten gibt es zwei Wochen Ferien, danach gibt es im Januar einen Prüfungszeitraum, der bis Februar dauert. Das Sommersemester beginnt bereits Ende Februar und geht bis Anfang Juni. Zu Ostern gibt es eine Woche Ferien. Im Juni und Juli können noch einmal Prüfungen abgelegt werden.

Bewerbung

Das Abitur und die Abiturnote sind nur zwei wichtige Voraussetzungen, um in Bulgarien ein Studium beginnen zu können. Die Zahl der Studienplätze an den 41 staatlichen Hochschulen ist reglementiert. Aus diesem Grund gibt es an vielen Universitäten Aufnahme- oder Einstufungsprüfungen. Diese Prüfungen bestehen aus schriftlichen Tests in zwei oder drei Wissensgebieten, die sich danach richten, für welches Fach bzw. welche Fächer man sich beworben hat. Wer diese Prüfung nicht besteht und damit die Voraussetzungen nicht erfüllt, kann unter bestimmten Umständen trotzdem sein Studium aufnehmen, muss aber damit rechnen, dass er oder sie Studiengebühren zahlen muss. Auch für deutsche Studenten können Aufnahmeprüfungen stattfinden. Ob eine solche Prüfung verlangt wird, sollte bei der betreffenden Universität oder Fakultät nachgefragt werden. Für Stipendiaten und Austauschstudenten entfällt die Aufnahmeprüfung. Zur Bewerbung, die bis zum 1. September eingereicht werden sollte, gehört in jedem Fall:

  • Abiturzeugnis
  • Bewerbungsschreiben mit Informationen über den Besuch der weiterführenden Schule in Deutschland; daneben müssen die Fächer aufgeführt werden, die man in Bulgarien studieren möchte
  • Lebenslauf
  • Studenten, die ihr Studium in Bulgarien fortsetzen, müssen außerdem die in Deutschland bereits erbrachten Leistungen nachweisen
  • Gesundheitszeugnis, das nur einen Monat vor dem Bewerbungsdatum ausgestellt worden sein darf.
  • Kenntnisse der bulgarischen Sprache

Kosten und Finanzierung

Seit 1990 haben einige der Hochschulen in Bulgarien Studiengebühren eingeführt. Nach dem 1995er Hochschulgesetz legt die bulgarische Regierung jährlich die maximale Zahl an verfügbaren Studienplätzen fest. Ein Teil der Studienplätze steht dann den vom Staat geförderten Studenten zu, die keine Studiengebühren zu entrichten haben. Die übrigen Plätze gehen an die so genannten privaten Studenten (so bezeichnet, weil sie eben nicht staatlich gefördert werden), die sich nach einem Jahr durch gute Leistungen ebenfalls ein Stipendium verdienen können. Im umgekehrten Fall kann Studenten mit schlechten Leistungen das Stipendium entzogen werden. Wer als ausländischer Student nicht aus einem Land kommt, mit dem ein aktuell laufendes Regierungsaustauschprogramm besteht oder nicht über ein Austauschprogramm (wie ERASMUS) nach Bulgarien geht , sondern sich direkt an einer Hochschule bewirbt, muss Studiengebühren zahlen. Die Höhe der Studiengebühren variiert dabei an den verschiedenen Universitäten und Fakultäten von ca. 3.000 bis 5.500 Euro pro Studienjahr. An den privaten Einrichtungen können die Gebühren noch höher sein.

Sprachkenntnisse

Bulgarisch ist in der Regel die Sprache, in der an den Hochschulen gelehrt wird. In einigen Fakultäten gibt es zwar auch Kurse in Englisch, Deutsch oder Französisch, aber trotzdem ist der Nachweis von Bulgarischkenntnissen vor Beginn des Studiums notwendig. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Sprache zu erlernen. Zum einen kann man sich an das Institut für ausländische Studierende in Sofia wenden. Außerdem besteht die Möglichkeit an den Universitäten in Bulgarien an Sprachvorbereitungskursen teilzunehmen. Interessant zu wissen ist außerdem, dass man in Saarbrücken das so genannte Bulgaricum erlangen kann. Die Universität des Saarlandes bietet Fern- und Präsenzkurse an, sowohl für Studenten mit Vorkenntnissen als auch für Studenten ohne Vorkenntnisse. Für eingeschriebene Studenten (die nicht unbedingt an der Universität des Saarlandes immatrikuliert sein müssen) sind die Kurse, die entweder während des Semesters oder auch als Intensivkurse in der vorlesungsfreien Zeit stattfinden, kostenlos. Ein Anmeldeformular findet sich auf der Homepage der Universität.

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