Expeditionen im Ausland

„Auf Expedition zu gehen“ – das klingt für dich nach Abenteuern längst vergangener Zeiten? Entdecker wie Marco Polo, Christoph Kolumbus, Alexander von Humboldt oder der Wettstreit zwischen Roald Admundsen und Robert Falcon Scott kommen dir in den Sinn? Tatsächlich scheint es so, als ob die Entdeckung neuer Länder und Routen eher in der Vergangenheit denn in der Gegenwart eine große Rolle gespielt habe.

Terra incognita existieren jedoch kaum mehr. Unser Kontinent gilt als komplett vermessen. Dennoch ist längst nicht alles bekannt. Nicht wenige Teile der Welt sind trotz ihrer Kartierung kaum erschlossen. Ab und an belegt dies die Entdeckung bislang unbekannter Tier- und Pflanzenarten oder gar eines indigenen Stammes.

Der Duden bezeichnet Expeditionen als „Forschungsreisen einer Personengruppe (in unerschlossene Gebiete)“. Das kann im Rahmen wissenschaftlicher Forschungsprojekte stattfinden, von sportlicher Ambition oder der reinen Freude an der Natur motiviert sein. Falls auch du zu den neugierigen und abenteuerlustigen Exemplaren der Spezies Mensch gehörst, kannst du dich als Expeditionsmitglied auf die Fußspuren berühmter Namen begeben. Erlebe deine ganz individuelle Erkundungsreise. Letztlich steht dir dabei die ganze Welt offen.

Gründe für die Teilnahme an einer Expedition

Frühere Forschungsreisende gingen hauptsächlich im Namen ihrer Regierung auf Expedition. Ziel war die Entdeckung und Erforschung neuer Landstriche, geeigneter Handelsrouten und die Suche nach Rohstoffen. Die neuen Gebiete sollten erschlossen und kolonialisiert werden, um das eigene Territorium auszuweiten. Die drauffolgenden Expeditionen widmeten sich der Katalogisierung der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt und der genauen Kartographierung der Landstriche.

Moderne Expeditionen finden aus ganz unterschiedlichen Motiven statt: Zum einem im Zeichen der Wissenschaft, die sich durch die Expedition mit speziellen und einzigartigen Phänomenen vor Ort befassen kann, z.B. Meteorologie, Botanik, Zoologie, Geographie, Archäologie etc. Solche Expeditionen werden in der Regel von universitären, öffentlichen oder privaten Forschungsinstituten durchgeführt und ihre Teilnehmer sind entsprechend qualifizierte (Nachwuchs-)Forscher.

Zum anderen sind es Expeditionen, die im Zeichen sportlichen Eifers und Wettbewerbsgeistes stehen, wie etwa Mountainbike-, Motorrad-, Trekking- oder Bergsteigertouren. Ihre Teilnehmer erhoffen sich ein Abenteuer, das sie körperlich auslastet und ihnen unvergessliche Naturerlebnisse und eine Zeit voller Teamgeist beschert. Eine Expedition ist die perfekte Möglichkeit, um einmal richtig vom Alltag abzuschalten und Kraft zu tanken.

Eine Belohnung ist dir als Teilnehmer, egal welcher Art von Expedition, gewiss: der intensive Kontakt zur Natur. Von diesen Impressionen kannst noch lange davon zehren. Deine Tage und (vielleicht auch) Nächte wirst du im Freien verbringen. Auf Pfaden abseits jeden Touristenrummels hast du die Chance, wilde Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten und seltene Pflanzen zu entdecken. Nach einem Tag voller Bewegung wartet vielleicht ein Lagerfeuer unter freiem Himmel auf dich.

Während deiner Expedition lernst du dein Reiseland (bzw. Reiseländer) aus einer sehr unmittelbaren Perspektive kennen. Du tauchst komplett ab in eine fremdartige Kultur. Dadurch wirst du weltoffener und toleranter. Falls du Teilnehmer in einem internationalen Expeditionsteam bist, werden sich gleichzeitig deine Englischkenntnisse verbessern. Das gilt natürlich auch für den Kontakt zu den Einheimischen. Das sind Kompetenzen, die dir auch in deinem Studium oder Beruf zugunsten kommen.

Für wen eignen sich Expeditionen?

Expeditionen eignen sich für alle abenteuerlustigen Reisenden, die eine unvergessliche Zeit in der Natur erleben möchten. Da es sehr unterschiedliche Formen von Expeditionen gibt, bestehen natürlich auch ganz unterschiedliche Voraussetzungen und Anforderungen an die Expeditionsmitglieder. Einige Punkte sind jedoch allgemein gültig. Du solltest…

  • volljährig sein.
  • abenteuerlustig sein und bereit dazu, längere Zeit auf gewohnten Komfort zu verzichten.
  • bei guter Gesundheit und Konstitution sein.
  • unter dem Klima im Zielland problemlos körperlich anstrengenden Tätigkeiten nachgehen können.
  • je nach Art der Expedition weitere Fähigkeiten mitbringen (z.B. bei Bergtouren ausreichende Erfahrung im Berg etc.).
  • gute Englischkenntnisse, evtl. auch die weitere Fremdsprachenkenntnisse, besitzen.
  • teamfähig sein.
  • „Wildnisfähigkeit“ besitzen: d. h. in der freien Natur ohne fremde Hilfe zurechtzukommen, die Grundlagen der Ersten Hilfe zu beherrschen und die benötigten technischen Gerätschaften bedienen und notfalls reparieren zu können. Diese Kenntnisse solltest du dir im Rahmen der Vorbereitung aneignen, z.B. durch einen Survival-Kurs.

Mögliche Ziele für deine Expedition

Potentielle Ziele für eine Expedition findest du über den ganzen Globus verteilt. Potentiell eignen sich alle wenig besiedelten, kaum erschlossenen Gebiete. Sehr beliebte Ziele sind z.B. der Himalaya, Kanada, Südamerika, Nordafrika und die Polargebiete. Das perfekte Ziel kannst du u. a. nach deinen landschaftlichen und kulturellen Interessen, deiner Konstitution und deiner Klimaverträglichkeit auswählen.

Für viele Expeditionsvorhaben gibt es extreme Möglichkeiten unter außergewöhnlichen klimatischen Bedingungen. Daneben existieren etwas weniger ausgefallene bzw. fordernde, aber mindestens genauso reizvolle Varianten.

Bei ambitionierten Bergwanderern und –steigern gilt Expeditionsbergsteigen im Himalaya, in den Anden, Alpen oder dem Kilimandscharo als Königsdisziplin. Ansonsten sind Berg- und Trekkingtouren jeden Schwierigkeitsgrades fast überall auf der Welt möglich. Dasselbe gilt für Fahrradtouren, die dich durch sämtliche Teile der Erde führen können – deine Interessen und Fitness bestimmen die Route.

Für Motorrad- und Jeep-Touren sehr beliebt sind die Wüsten und Steppen Nordafrikas, des Nahen Osten oder entlang der Seidenstraße. Hier heißt es, sich Wind, und extremen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht zu stellen. Begegnungen mit Nomaden und diversen tierischen Wüstenbewohnern machen deine Reise unvergesslich.

Mit immer warmem Klima und üppiger Vegetation locken Dschungelexpeditionen, z.B. in den Amazonas, nach Mittelamerika, Afrika oder Asien. Auf solchen Touren kannst du die tropischen Regenwälder mit ihrer unvergleichlichen Flora und Fauna entdecken.

Falls es dich zu sehr weitentlegenen Zielen wie die Antarktis, Arktis oder Grönland zieht, kannst du z.B. Passagier eines Expeditionsschiffes werden und vom Deck aus die eisige, fremdartige Natur studieren. Mit Guides wird während Tagestouren das Festland erkundet. Eine sportlichere Alternative bieten Hundeschlitten- oder Skiertouren, mit denen du diese Regionen durchqueren kannst. Falls es für dich nicht ganz so extrem sein soll, kannst du z.B. deine Huskytour nach Nordschweden oder Finnland verlegen.

Auch Europa bietet entlegene und reizvolle Regionen für Expeditionsvorhaben: z. B. Sloweniens Alpenregionen und dichte Wälder oder Albaniens Wildwasserreviere. Schlecht ausgebaute Straßen und eine geringe Besiedlung machen eine solche Tour sehr abenteuerlich.

Unterschiedliche Arten von Expeditionen

Expeditionen können sehr unterschiedlich angegangen werden. Eine klassische Expedition im Sinne alter Forschungsreisen ist mit sehr hohem Aufwand verbunden. Lastenträger und die Errichtung von Zwischenlagern gehören dazu. Moderne Kleinexpeditionen nehmen weit geringere Dimensionen ein und sind damit weniger personen- wie materialstark und kostenträchtig. Gleichzeitig fordern sie vom einzelnen Teilnehmer einen größeren Einsatz.

Auch die Art der Fortbewegung kann sehr unterschiedlich sein: zu Fuß, per Fahrrad, Motorrad, Geländewagen, zu Pferd, auf Hundeschlitten, Skiern, einem Floß, Segelboot oder Expeditionskreuzschiff… oder auch unter Wasser auf einer Tauchexpedition. Je nach Region, Klima, finanziellen Möglichkeiten und Anspruchshaltung der Teilnehmer ergibt sich eine bestimmte Auswahl theoretisch möglicher Fortbewegungsmittel.

Die Erwartungen der Expeditionsteilnehmer können sehr weit auseinandergehen: manche wünschen sich ein besonders intensives Naturerleben mit Fortbewegung durch eigene Muskelkraft, Übernachtungen im Freien und sehr einfachen Verhältnissen. Wieder andere möchten einen bestimmten Komfort und Standard nicht missen und wünschen sich trotz des Expeditionsvorhabens ein weiches Bett und eine warme Dusche. Das simple Ein-Personen-Zelt kann bei entsprechendem finanziellem Aufwand einem Luxus-Zelt oder einer Kabine in einem Expeditionskreuzschiff weichen.

Selbstorganisieren oder buchen?

Wie bei so vielen Reisearten, wird sich dir auch bezüglich deines Expeditionsvorhabens die Frage stellen, ob du den Trip selbst organisieren willst oder lieber ein festes Programm buchst. Beide Reisevarianten trennt ein großes Maß an persönlichem Engagement für die Teilnehmer. Eine weitere Expeditionsvariante sind Forschungsexpeditionen, die ganz im Zeichen der Wissenschaft stehen.

Selbstorganisation einer Expedition

Eine Expedition kannst du natürlich selbstständig planen und durchführen. Eins sollte dir dabei aber klar sein: Falls du noch nie an einer Expedition teilgenommen hast, solltest du besser davon Abstand halten, „das erste Mal“ eigenständig zu organisieren. Denn der organisatorische Aufwand ist sehr umfangreich und Vorkenntnisse sind von großem Vorteil. Der Erfolg der Expedition steht und fällt mit ihrer Vorbereitung!

Wie die Definition besagt, sind Expeditionen zudem nichts für Alleingänge. Hol dir daher verlässliche Teamkameraden mit ins Boot! Im Idealfall bringen sie bereits Erfahrungen mit, so dass ihr die Organisation untereinander aufteilen könnt bzw. euch während der Tour gegenseitig ergänzt.

Zunächst gilt es, sich einzulesen: Vielleicht bist du dir noch nicht ganz im Klaren über das konkrete Ziel deiner Expedition, die Reiseroute und das optimale Fortbewegungsmittel? Mithilfe von Ratgebern in Print- und Onlineform kannst du dich umfassend informieren. Magazine, Foren und Blogs geben Insidertipps zu Strecken und über die den optimalen Ablauf der Reisevorbereitung.

Steht das Ziel fest, so gilt es, sorgfältig Informationen über die beste Reisezeit einzuholen (unter Beachtung des Klimas, der Jahreszeiten, einer möglichen Regenzeit usw.). Bei der Routenplanung solltest du etwaige Sicherheitswarnungen berücksichtigen (das Auswärtige Amt informiert hierzu) und frühzeitig die Frage nach dem Wegerecht und Passierscheinen klären. Beachte, dass auch im Ausland die Mühlen der Bürokratie langsam mahlen. Außerdem musst du die Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten abschätzen.

Eine im wahrsten Sinne tragende Rolle spielt die Organisation der idealen, nicht allzu schweren Ausrüstung. Vielleicht besteht die Möglichkeit, einige Teile zu mieten und nicht selbst kaufen zu müssen? Zusätzlich solltest du auf Notfälle medizinischer wie technischer Art vorbereitet sein: Was passiert, wenn ihr z.B. mitten in der Wüste eine Motorpanne habt oder einer der Mitstreiter an der Höhenkrankheit leidet? Könnten im Notfall Ersatzteile für anfallende Reparaturen beschafft werden? Was macht ihr bei unerwartet schlechten Wetterverhältnissen und unpassierbar gewordenen Wegen? Zusammen mit deinen Teamkollegen solltest du dich fit machen und auf kleine Vorbereitungs-Touren gehen, in denen ihr eure Belastbarkeit testet und verschiedene Notfallsituationen durchspielt. Sehr sinnvoll ist es, Kurse in Erster Hilfe und Survival absolvieren. Eine Auffrischung der Englischkenntnisse (evtl. auch Spanisch) ist außerdem empfehlenswert.

Pro

Selbstverständlich sparst du dir eine Teilnahmegebühr, wenn du deine Expedition selbst organisierst. Gleichzeitig hast du die maximale Wahlfreiheit, was dein Ziel, die Reisedauer und die Teilnehmerzahl und -zusammenstellung betrifft. Der Lerneffekt durch die Selbstorganisation ist sehr hoch und kann den Auftakt geben, zu weiteren Expeditionen.

Kontra

Die Vorbereitung einer Expedition ist sehr zeitintensiv. Falls du beruflich sehr eingebunden bist, wirst du die Planung in die Abendstunden oder aufs Wochenende verlegen müssen. D. h., dass du in deiner Freizeit einige Abstriche machen musst. Letztlich eignet sich solch ein Unterfangen nur für Menschen, die über Monate entsprechende Zeitfenster einplanen können.

Ein weiterer Nachteil ist, dass du auf das Know-how und die Erfahrungswerte geübter Veranstalter und Reiseleiter verzichtest. Das gilt für die Vorbereitung, aber auch für die Durchführung der Expedition. Im Notfall fehlt die Möglichkeit, dich an geschultes Personal zu wenden und du bist auf die Fähigkeiten innerhalb deines Teams angewiesen.

Private Reisevermittler

Falls dir die Organisation einer Expedition zu schwierig, komplex und zeitintensiv erscheint, kannst du unter einer breiten Palette an Anbietern verschiedenster Expeditionsvorhaben wählen. Mittlerweile existiert für quasi jedes Ziel, jeden Geschmack und jeden Grad an Abenteuerlust die passende Expedition.

Beim Sondieren der Veranstalter und ihrer Angebote, solltest du Wert auf eine Mitgliedschaft in mindestens einer übergeordneten, internationalen Organisation legen, die regelmäßig die Qualität der Angebote prüft (z.B. „CSR Tourism Certified“ durch TourCert).

Ein guter Expeditions-Veranstalter wird folgende Punkte abdecken: Er wird der Gruppe einen erfahrenen Reiseleiter voran stellen, der Deutsch bzw. Englisch spricht. Die Gruppenstärke wird eine angemessene Maximalzahl nicht überschreitet (bei Trekkingtouren sind das etwa 15 Personen). Sämtliche Übernachtungen, Grundmahlzeiten und Transfers sollten im Preis inbegriffen sein. Ein umfassendes schriftliches Infomaterial über die Reise gehört genauso dazu wie ein Vorbereitungsseminar, auf dem du dir ein Bild über die Tour und die anderen Teilnehmer machen kannst.

Angebote, wie Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten, Ökostationen, Städten etc. können das Angebot optional ergänzen. Vorab solltest du klären, ob du für bestimmte Mahlzeiten selbst aufkommen musst und welcher Komfort dich erwartet (Einzel- oder Mehrbettzimmer, Zelte, Wasserversorgung, Elektrizität etc.).

Und auch ökologische Gesichtspunkte sollten bei deiner Wahl eine Rolle spielen. Wie die Vermüllung mancher Bergsteiger-Mekkas gezeigt hat, sollte es ein Anliegen zukünftiger Reisender und Veranstalter sein, im Sinne einer größtmöglichen Umweltschonung zu agieren und unnötige Belastungen zu vermeiden.

Pro

Als Teilnehmer einer gebuchten Expedition kannst du dich ganz entspannt auf deine Reise begeben. Du sparst dir ein großes Maß an Zeit, da du sämtliche Organisationspunkte in die Hände der Veranstalter legst. Im Normalfall solltest du eine optimale Beratung erfahren und von dem Insiderwissen und den Erfahrungswerten der Reiseführer profitieren. Eventuell bietet der Veranstalter dir auch an, Teile des Equipments zu leihen, wodurch du Geld sparen kannst. Während der Expedition kannst du interessante Menschen kennenlernen, die dieselben Interessen haben.

Kontra

Ein Nachteil ist der Kostenfaktor. Selbstverständlich kostet eine so umfangreiche Unternehmungen wie eine Expedition eine nicht unerhebliche Teilnahmegebühr. Die fixen Vorgaben bezüglich der Strecke, der Dauer und des Ablaufes der Expedition könnten ebenfalls als Nachteil empfunden werden. Mit den dir kaum bekannten Programmteilnehmern musst du dich arrangieren, auch wenn sie dir vielleicht nicht alle sympathisch sind.

Wissenschaftliche Forschungsexpeditionen

Im Namen der Wissenschaft kannst du dich als ambitionierter Student und Wissenschaftler auf Expedition begeben. Zumeist stehen die Unternehmungen im Zeichen der Naturwissenschaft, insbesondere der Biologie, Botanik, Zoologie, Geographie, Vulkanologie, Glaziologie, Klimakunde usw. Doch auch im Rahmen archäologischer und kultur- wie kunstwissenschaftlicher Forschungen spielen Expeditionen eine wichtige Rolle.

Wissenschaftliche Expeditionen machen fit für das weitere Studium und den Beruf und sind für die Gesellschaft von großem Nutzen. Sie können z.B. im Rahmen einer Abschlussarbeit, eines Praktikums oder einer Promotion stattfinden. Universitäre und private Forschungseinrichtungen organisieren gleichermaßen Expeditionen.

Deine Aufgabe als wissenschaftliches Expeditionsmitglied besteht darin, über mehrere Wochen bis Monate bestimmte Phänomene oder Vorkommnisse vor Ort zu beobachten und analysieren. Dein Tagesablauf könnte beispielsweise darin bestehen, dass du das Verhalten der Geparde in der afrikanischen Trockensavanne untersuchst. Oder du bist auf einem Forschungsschiff in der Antarktis unterwegs und protokollierst die Auswirkungen der Erderwärmung. Vielleicht nimmst du auch an einer archäologischen Grabungen im Fernen Osten teil und suchst nach den Relikten alter Kulturen.

Pro

Die Teilnahme an einer internationalen Forschungsexpedition garantiert dir einen großen Zugewinn an wissenschaftlichem Know-how und Spezialwissen. Du lernst unter neuartigen, vielleicht auch extremen Bedingungen zu arbeiten und Feldforschung zu betreiben. Während deiner Arbeit arbeitest du in einem internationalen Team und knüpfst wertvolle Kontakte zu anderen Kommilitonen und Forschern. Dadurch werden sich auch deine Sprachkenntnisse entsprechend verbessern können. Eine Forschungsexpedition ist immer ein Stück weit Abenteuer und verspricht eine unvergessliche Zeit im Ausland.

Kontra

Ein Nachteil von Forschungsexpeditionen ist ihre Exklusivität. Du kannst nur mit entsprechender Studienleistung und wissenschaftlicher Laufbahn teilnehmen. Zudem werden vorab deine Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit geprüft. Über Ort und Dauer der Expedition kannst du nicht entscheiden, sondern bist fest gebunden. Im Gegensatz zu anderen Arten von Expeditionen wirst du vermutlich weniger herumreisen, sondern eher im Umkreis der Forschungsstation bleiben.

Finanzierung

Eine Expedition ist ein kostspieliges Unterfangen: Es gilt Flugkosten, weitere Transfers, ein umfangreiches Equipment, mögliche Fahrzeuge und Treibstoffkosten, Übernachtungen und Verpflegungen zu finanzieren.

Falls du dich für die Buchung eines Expeditionsprogrammes entscheidest, sind die Kosten fix und damit gut kalkulierbar. Falls du dich jedoch für eine eigenständige Organisation entscheidest, wird es schwieriger. Es gilt, die einzelnen Kostenfaktoren sorgfältig abzuwägen und aufzulisten. Dabei solltest du immer einen realistischen Puffer für außerordentliche Ausgaben (wie Reparaturen, Arztbesuche etc.) einplanen.

Eine wichtige Frage ist auch die des Gepäcktransports. Falls du sehr schwere Gerätschaften (wie ein Fahrrad oder Kajak) mitnehmen willst, ist das je nach Airline ein nicht unerheblicher Kostenfaktor.

Finanzierungstipps bei Selbstorganisation

Eine gute Möglichkeit der Finanzierung sind Sponsoren. Das können Verwandte, Freunde und Bekannte sein, die du für dein Projekt begeisterst, aber auch Unternehmen wie ein Equipmenthersteller, ein Motorradproduzent oder eine Reisezeitschrift. Du kannst die Produkte im Gegenzug in einem Blog entsprechend erwähnen bzw. Logos an deiner Kleidung anbringen. Doch der Rapport über das Internet kann sich je nach Tour als schwierig gestalten. Vielleicht willst du viel lieber während deiner Expedition der medialen Welt entfliehen? Nimm dich zudem in Acht, keine Erfolgsklausel zu unterschreiben, die besagt, dass du nur dann dein Geld erhältst, wenn du deine Expedition „erfolgreich“ und wie geplant durchgezogen hast.

Nach deiner Expedition könntest du deine Kasse mit Vortragsabenden und Diashows aufbessern (z.B. an deiner Uni, an der VHS oder bei einem Reiseveranstalter). Dabei ist es empfehlenswert, eher auf bestehende Veranstaltungsreihen zu setzen als solche Abende alleine zu planen. Du kannst auch versuchen, dein Projekt in die Presse zu bekommen und dadurch Aufmerksamkeit zu erzielen. Allerdings gelingt das fast nur durch außergewöhnliche Aktionen.

Auch wenn es unschön klingt, solltest du mit jedem der Teilnehmer einen Vertrag über die finanzielle Haftung abschließen. Unbedingt musst du auch eine Versicherung über eine Notfallrettung mit Krankentransport abschließen. Ansonsten kann eine Hubschrauber-Bergrettung dir im Nachhinein finanziell das Genick brechen. Du musst im Übrigen kein nagelneues Equipment kaufen. Ebay und Co bieten genug Möglichkeiten, an qualitativ hochwertige Ausrüstung zu gelangen.

Checkliste zur Planung einer Expedition

Die zeitliche Planung spielt eine wichtige Rolle. Je nachdem, ob du das Projekt selbstständig angehst, oder die Expedition über einen Veranstalter buchst, sind das Ausmaß und der Umfang der Vorbereitungsphase sehr unterschiedlich.

circa 12 Monate vorher

  • Beginn der ernsthaften Planungsarbeit: In welchem Zeitraum ist die Auszeit möglich? Wie lange willst du verreisen und wohin zieht es dich genau? Werde dir über einige grundsätzliche Punkte klar: geht es um ein bestimmtes Land, eine Region oder eher um das Erleben von Natur im Allgemeinen? Möchtest du zu einer konkreten Jahreszeit reisen? Willst du einen speziellen Sport ausüben oder eine besondere Art von Fortbewegungsmittel ausprobieren? Willst du es eher spartanisch oder soll ein gewisser Komfort gewahrt werden?
  • Überlege dir, ob du die Reise selbst planen willst bzw. kannst oder ob du lieber ein Programm buchen möchtest. Falls Letztgenanntes der Fall ist, dann vergleich die Anbieter sorgfältig miteinander.

circa 11 Monate vorher

  • Falls du an einem Programm teilnehmen willst, setzte dich nun mit der ausgewählten Agentur in Verbindung.
  • Entscheidest du dich für die komplette Eigenorganisation, so gilt es nun die ersten Vorbereitungen zu treffen:
    • Konkrete Planung der Strecke und Tagesetappen.
    • Wirb Teilnehmer an.
    • Informiere dich über die Visumsvoraussetzungen, Sicherheitshinweise etc.
    • Mach dir Gedanken über die Finanzierung und das Budget.
    • Organisiere Flugtickets und Transfers. Je früher du deinen Flug buchst, umso mehr Geld sparst du

circa 6 Monate vorher

  • Frische deine Sprachkenntnisse in der Landessprache bzw. im Englischen auf, indem duz.B. einen Sprachkurs besuchst oder fremdsprachige Hörbücher, Filme und Bücher konsumierst.
  • Besuche einen Erste Hilfe und Survival-Kurs.
  • Mit regelmäßigem Training solltest du beginnen, gezielt an deiner Konstitution arbeiten.

circa 4 Monate vorher

  • Falls dein Personalausweis oder Reisepass nicht über den geplanten Zeitpunkt der Rückkehr hinaus gültig sind, dann verlängere sie bzw. beantrage sie neu.
  • Kümmere dich um eine internationale Kreditkarte.
  • Kümmere dich um eine passende Auslandskrankenversicherung.
  • Falls du eine mehrmonatige Expedition planst, dann triff Vorkehrungen für deine Abwesenheit: d.h. eine Zwischenmiete, das Aussetzen des Handyvertrags, von Abos u. ä. Frage eine Person deines Vertrauens, ob sie sich um deine Post kümmern kann.
  • Als Student solltest du bei einer längeren Expedition ein Urlaubssemester beantragen.

circa 3 Monate vorher

  • Beantrage dein Reisevisum.
  • Falls du studierst, ist ein internationaler Studentenausweis und internationalen Jugendherbergsausweis sinnvoll.
  • Auch ein internationaler Führerschein ist von Vorteil.
  • Erstelle eine persönliche Packliste und arbeitete sie Punkt für Punkt ab (s. Packliste).
  • Kümmere dich um eventuell notwendige Unterkünfte und Transfers.

circa 2 Monate vorher

  • Geh noch einmal zum Arzt und Zahnarzt und lass dich durchchecken, impfen und eventuell benötigte Medikamente in ausreichender Menge verschreiben.

Expeditionsausrüstung

Je nach Art der Expedition setzt sich das notwendige Equipment ganz unterschiedlich zusammen. Wer Bergsteigen will, benötigt natürlich eine andere Ausrüstung als ein Motorradfahrer. Unterschiedliche klimatische Bedingungen machen außerdem verschiedene Equipments notwendig. Einige Gemeinpunkte gibt es jedoch. Sie findest du im Folgenden aufgeführt:

Spezialequipment

  • Z.B. Fahrrad-, Motorrad- oder Bergsteigerequipment, Schneeschuhe etc.
  • Zelt
  • Schlafsack, Isomatte

Dokumente

  • Personalausweis und Reisepass (gültig für die Aufenthaltsdauer plus ca. sechs weitere Monate)
  • Wenn nötig: Visum bzw. Ausdruck der Visums- und Zahlungsbestätigung und evtl. Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel über Kontoauszug o.ä.
  • Flug- und Bahntickets u. ä.
  • Auslandskrankenversicherungskarte, Versicherungsunterlagen
  • Evtl. Internationaler Studentenausweis
  • Deutscher bzw. Internationaler Führerschein
  • Impfpass, evtl. Allergiepass, Gesundheitszeugnis
  • evtl. Buchungsbestätigungen
  • Wichtige Telefonnummern und Adressen (z.B. Notrufnummern, Ansprechpartner (Agentur, Versicherung).
  • Alle wichtigen Dokumente als Kopie auf einem USB-Stick.

Finanzen

  • Ausreichend Bargeld
  • Kreditkarte (evtl. kostenlose card4students für Studenten beantragen)

Basics

  • Rucksack
  • Für das Handgepäck: Durchsichtige, verschließbare Vakuumbeutel für Flüssigkeiten und Kleinkram.
  • Pacsafe
  • Evtl. Geldgürtel, Bauch- oder Beintasche für Karten, Dokumente und Bargeld
  • Stirnlampe / Taschenlampe plus Batterien
  • Näh- und Flickzeug, Sicherheitsnadeln
  • Beutel für Schmutzwäsche

Technisches

  • Funkgerät, Satellitenhandy (Handy mit Ladegerät – mit lockfreier SIM (!), um eine Prepaidkarte zu benutzen, evtl. GPS-Notsender
  • Digitalkamera mit Speicherkarte, Akku, USB-Kabel, Kartenleser, Ladegerät und Kameratasche
  • Steckdosenadapter (evtl. universeller Reisestecker mit Schutzkontakt)
  • Mehrfachsteckdose
  • Solarpanel
  • Aufladbare AA Batterien mit Aufladegerät

Orientierung, Notizen etc.

  • Pläne, Umgebungskarten
  • Reiseführer (teilweise als PDF verfügbar)
  • Reisewörterbuch

Essen und Trinken

  • Micropur-Tabletten zur Trinkwassergewinnung, Wasserfilter
  • Multifunktionsmesser
  • Notvorrat wie Trockennahrung, Knäckebot, Energieriegel, Haferflocken
  • Kochutensilien, wie Ker, Trockenbrennstoff/Brennstoffflasche o. ä., Aluminiumbesteck

Bekleidung

Die Kleiderwahl fällt natürlich ganz zielabhängig aus. Dazu gehört funktionale Kleidung als Kälte-, Wärme-, Nässe- und Windschutz, der Schutz vor Sonneneinstrahlung und vor zu großer Luftfeuchte. Materialien wie Softshell und Mischgewebe bieten sich besonders an. Sie sind leicht und wasser- und windabweisend.

  • Regen- und. Windjacke, Regenhose
  • evtl. Winterjacke
  • Oberbekleidung, wie Fleecepulli oder -jacke, mehrere T-Shirts und Sweatshirts
  • Zwei lange Hosen, evtl. 1-2 kurze Hosen
  • Schlafbekleidung, Unterbekleidung (Unterwäsche und Socken für ca. 1 Woche), evtl. lange Unterwäsche
  • Wander- und/oder Laufschuhe, Sandalen/ Flip-Flops
  • evtl. spezielle Sportkleidung, evtl. Schwimmkleidung
  • evtl. Mütze, Kappe, Handschuhe und Schal
  • evtl. Sonnenbrille
  • evtl. Ersatzbrille

Körperpflege etc.

  • Um Gewicht zu sparen, solltest du entweder Reste oder Minipackungen mitnehmen: Zahnpasta, Rasierschaum, Seife, Duschgel, Shampoo, Haarprodukte (wie Gel), Deo, Haut- und Handcreme, evtl. Sonnenmilch, After-Sun-Lotion
  • 1 Handtuch
  • Kamm, Bürste, evtl. Haargummi
  • Rasierer, Rasierklingen
  • Nagelfeile, -schere
  • Desinfektionsspray/ antibakterielle Tücher
  • Evtl. Tampons/ Binden
  • Handwaschmittel, Wäscheklammern

Expeditionsapotheke

  • Alu-Rettungsdecke
  • Pflaster und Verbandszeug (Bandagen/ Mullbinden/ Fixierbinden, medizinisches Dreieckstuch, Klammern), Sprühpflaster, Alu-Wundauflagen u.ä.
  • Evtl. benötigte Medikamente (ohne Verpackung, das spart Platz):
    • Schmerztabletten und Entzündungshemmer, Wund- und Heilsalbe,
    • Mittel gegen Durchfall (z.B. Kohletabletten) oder Verstopfung
    • Evtl. Antihistaminika, Nasenspray, Augentropfen
    • Erkältungsmittel
  • Evtl. Malariaprophylaxe, Mückenspray, Salbe gegen Mückenstiche, evtl. Moskitonetz
  • aufblasbares Nackenkissen, Schlafbrille, Ohrenstöpsel

Links und Literatur

Zum Thema Expeditionen findest du im Netz zahlreiche Anlaufstellen. Das gilt insbesondere für die Themenbereiche Outdoor, Trekking und Reisen. Bei speziellen Fortbewegungsvarianten wie Motorradtouren, Skilaufen, Kajakfahren usw. finden sich in den entsprechenden Magazinen und Websites normalerweise regelmäßige Berichte über Expeditionen. In den Communities und Foren kannst du dich mit angehenden Reisende austauschen. Dort findest du Insidertipps bezüglich der Reisevorbereitung, Packliste und zu konkreten Routen. Im Folgenden eine kleine Auswahl interessanter Links:

Verschiedene Literatur über Expeditionen …

  • Erwin Brunner: Das Fenster zur Welt: Die besten NATIONAL GEOGRAPHIC-Reportagen, 2011.
  • Fergus Fleming und Anabell Merullo: Legendäre Expeditionen. 50 Originalberichte, 2008.
  • Michael Martin: In der Welt zuhause: Zwanzig Geschichten von Neugier, Eigensinn und Abenteuer, 2013.
  • Thomas Troßmann: Motorradreisen zwischen Urlaub und Expedition, erweiterte Auflage 2001.

über Survival und Erste Hilfe

  • John Boswell: US Army Survival Handbuch. Der Survival-Klassiker, 2006.
  • Matthias Hake: Expeditionshandbuch: Planung – Ausrüstung – Krisenmanagement, 2005.
  • Volker Lapp: Wie helfe ich mir draußen. Touren- und Expeditionsratgeber, überarbeitete Neuauflage 2007.
  • Armin Wirth: Erste Hilfe unterwegs, effektiv und praxisnah, 2000.
  • Rüdiger Nehberg: Survival-Lexikon, 2000.
  • Ders.: Überleben ohne Arzt, 1998.
  • Ders.: Überleben ums Verrecken: Das Survival-Handbuch, 2005.

Einige Klassiker der Abenteurerliteratur machen Lust auf Expeditionen

  • Alexander von Humboldt, Die Reise nach Südamerika
  • Heinrich Harrer, Sieben Jahre in Tibet
  • Marco Polo, Die Wunder der Welt
  • Ernest Shackleton: Mit der Endurance ins Ewige Eis
  • Roald Admundsen: Die Eroberung des Südpols: 1910-1912
  • Thor Heyerdahl: Kon-Tiki. Ein Floss treibt über den Pazifik
  • Jon Krakauer, In eisige Höhen

Weitere Ratgeber und Erfahrungsberichte zu Auslandsjobs