Auslandsstudium in Frankreich

Auch in Frankreich gibt es ein sehr umfangreiches Studienangebot für internationale Studenten, dennoch liegt Frankreich in der Gunst der deutschen Studenten hinter den Niederlanden, Großbritannien und sogar Österreich nur auf dem vierten Platz. Ein Grund für dieses eher „geringe“ Interesse könnten die hohen Lebenshaltungskosten sein, die es in Frankreich zu tragen gilt. Insgesamt sind in Frankreich rund 2.100.000 Studenten eingeschrieben.

In den Jahren 1993/94 zog es insgesamt über 170.000 ausländische Studenten nach Frankreich, 1997/98 waren es nur noch 125.000. Die meisten internationalen Studenten kommen aus Afrika (etwa 63.000), dann folgen auch schon die Europäer mit etwa 36.000 Studenten in den Jahren 1997/98. Dabei bietet Frankreich nicht nur ein sehr hohes Bildungsniveau, auch die Menschen und das Land selbst sind einen Besuch, wenn nicht gar ein gesamtes Studium wert.

Gründe für ein Studium in Frankreich

Je ne regrette rien“ – auch der Student, der sich zwecks universitären Aufenthalts nach Frankreich begibt, dürfte es nicht bereuen. Ein Grund für die gute Lehrqualität der französischen Hochschuleinrichtungen ist zweifelsohne die Vielzahl hochqualifizierter Lehrkräfte aus dem akademischen Milieu und der Berufspraxis. Ganz abgesehen davon bietet unser Nachbarland bien sûr auch kulturelle, landschaftliche und nicht zuletzt gastronomische Annehmlichkeiten par excellence.

Studiensystem Frankreich

Prinzipiell ist das französische Hochschulsystem vielfältig bis unübersichtlich: man hat die Qual der Wahl zwischen universitären und außeruniversitären staatlichen oder privaten Hochschulen, die sich hinsichtlich ihrer Studienprogramme und Abschlussmöglichkeiten unterscheiden. Im Folgenden werden die für Auslandsstudenten relevantesten Einrichtungen inklusive ihrer wichtigsten Abschlüsse dargestellt. Wichtige Institutionen des höheren französischen Bildungswesens sind für ausländische Studierende neben den Universitäten, die Instituts Universitaires (relativ selbständige Einheiten der staatlichen Hochschulen) sowie die in Frankreich hoch angesehenen Grandes Ecoles.

Französische Universitäten sind in Unités de Formation et de Recherche (UFR) oder facultés unterteilt, die mit den Fachbereichen deutscher Hochschulen vergleichbar sind. Das klassische universitäre Studium gliedert sich generell in drei Studienabschnitte: der dem deutschen Grundstudium entsprechende so genannte 1er cycle dient der Vermittlung von Basiskenntnissen des jeweiligen Faches und endet nach zwei Jahren mit einem mit der Zwischenprüfung bzw. dem Vordiplom vergleichbaren Abschluss, dem diplôme d´études universitaires générales (DEUG).

In den beiden folgenden Jahren, dem anschließenden 2ème cycle, findet eine Spezialisierung und Vertiefung statt. Das erste Jahr dieses Studienabschnitts endet mit dem Erwerb der licence, während das zweite mit der maîtrise, einem akademischen Grad, der unserem Magister bzw. Diplom entspricht, abgeschlossen wird.

Einen ersten Schritt in Richtung Promotion stellt schließlich der 3ème cycle dar, der je nach Studienfach ein bis fünf Jahre umfasst und eine Art Aufbaustudiengang mit eigenen Abschlüssen darstellt. Die Instituts Universitaires sind relativ selbständige Einheiten der staatlichen Universitäten. An den Instituts Universitaires Professionnalisés (IUP) werden spezifische Studiengänge hauptsächlich kaufmännischer, naturwissenschaftlicher und technischer Fachrichtungen mit explizitem Berufsbezug angeboten; Aufnahmevoraussetzung ist ein erfolgreiches Studienjahr in der entsprechenden Fachrichtung. Die IUPs arbeiten eng mit Unternehmen aus der freien Wirtschaft zusammen und ähneln mit ihrem anwendungsorientierten Ansatz unseren Fachhochschulen. Das drei Jahre dauernde Studium wird mit dem akademischen Grad des Ingénieur-maître abgeschlossen.

Die Instituts Universitaires de Technologie (IUT) bieten Kurzstudiengänge – so genannte filières courtes – an, die vor allem der Ausbildung von Technikern und Assistenten der Industrie- und Dienstleistungssektoren dienen. Nach üblicherweise zwei Jahren endet das Studium mit dem Erwerb des diplôme universitaire de technologie (DUT). Fachspezifische kurze Studiengänge in Bereichen des Dienstleistungssektors und der Industrie werden auch an Lycées und privaten Einrichtungen angeboten und führen beispielsweise zum Brevet de Technicien Supérieur (BTS) oder zur licence professionelle. Die filières courtes sind im Grunde aber nur für diejenigen interessant, die unmittelbar nach dem Abitur in Frankreich eine lehreähnliche Ausbildung anstreben und sehr gute Französischkenntnisse vorweisen können.

Eine exklusivere Variante zur Universität stellen die zumeist auf eine oder wenige Fachrichtungen spezialisierten, gebührenpflichtigen Ecoles Supérieures bzw. Grandes Ecoles dar; an diesen außeruniversitären Bildungseinrichtungen wird künftigen Führungskräften eine praxisorientierte Ausbildung vermittelt. Der Zugang zu den Grandes Ecoles erfolgt nach einer strengen Auswahl durch Eignungsprüfungen bzw. einer Bewertung der bisherigen Leistungen und der Motivation der Bewerber durch einen pädagogischen Ausschuss. Die Aufnahme des Studiums an einer Grande Ecole ist je nach Hochschule direkt im Anschluss an das Abitur, nach einer ein- bis zweijährigen Vorbereitung in so genannten classes préparatoires oder auch nach einem universitären Grundstudium möglich. Insbesondere angehende Ingenieure sowie Politik-, Jura- und Wirtschaftsstudierende sollten sich überlegen, ob die Studiengänge an den Ecoles für sie in Frage kommen.

Aufnahmekriterien für ein Studium in Frankreich

Die deutsche Hochschulzugangsberechtigung stellt die Mindestvoraussetzung für eine Zulassung zu einem Studium an den Universitäten in Frankreich dar. Der Zugang zum spezialisierten zweiten Studienabschluss, dem Master Studium (Graduate-Level) reicht je nach Universität die deutsche Zwischenprüfung bzw. das Vordiplom nicht aus, sondern ein Studienabschluss ist notwendig. Die Anrechnung der deutschen Bachelor- und Master-Abschlüsse sollte durch die europaweite Anerkennung im Rahmen des Bologna Prozesses kein Problem mehr sein.

Bewerbungsprozedur an Universitäten in Frankreich

Wer sich für die Aufnahme eines Grundstudiums an einer französischen Hochschule interessiert, kann sich direkt bei der Hochschule einschreiben. Eigeninitiative Bewerbungen für das Haupt- und Aufbaustudium sind in der Regel direkt an die Hochschule zu richten, welche auch die notwendigen Unterlagen bereitstellt – es sei denn, man bewirbt sich im Großraum Paris und/oder in den Studienfachrichtungen Medizin, Zahnmedizin oder Pharmazie. In diesen Fällen sind die französische Botschaft bzw. die französischen Kulturinstitute zuständig. Üblicherweise besteht die Bewerbung aus dem Anschreiben, einer übersetzten oder internationalen Geburtsurkunde sowie beglaubigten Kopien und Übersetzungen bislang erreichter Abschlüsse und Scheine.

Eine Besonderheit ist der notwendige Nachweis ausreichender Sprachkenntnisse – entweder durch einen mit mindestens befriedigender Abiturnote abgeschlossenen Leistungskurs Französisch oder durch den anerkannten Sprachtest (DALF). Da die Universitäten einen Ermessensspielraum hinsichtlich der Festlegung der notwendigen Voraussetzungen besitzen, sollte man sich vor der Bewerbung bei der Wunschhochschule bezüglich der Zulassungskriterien erkundigen.

Kosten und Finanzierungen eines Studiums in Frankreich

Studiengebühren im eigentlichen Sinne werden in Frankreich nur an den Grandes Ecoles erhoben; das Studium an öffentlichen Einrichtungen kostet zwischen 250 und 1000 € pro Studienjahr, bei privaten Ecoles werden ab 1500 € fällig. Völlig kostenfrei studiert es sich an den Universitäten allerdings auch nicht: je nach Hochschultyp sind Immatrikulationskosten zwischen 50 und 200 € plus Bearbeitungsgebühren einzukalkulieren sowie in manchen Fällen auch Zulassungs- und Bearbeitungsgebühren für bestimmte Prüfungen.

Glücklicherweise gibt es universitäre Austauschprogramme, Teilstipendien öffentlicher Organisationen wie des DAAD, Stipendien des deutsch-französischen Hochschulkollegs, Stiftungsgelder, Auslandsbafög sowie Bildungskredite, mithilfe derer sich das Auslandsstudium zumindest teilweise finanzieren lässt. Auch Stipendien der französischen Regierung oder des französischen Studentenwerks haben schon manchem auslandsbegeisterten Studenten als finanzielle Hilfestellung gedient.

Anerkennung von Studienleistungen

Vergleichsweise einfach gestaltet sich die Anrechnung für die Teilnehmer universitärer Austauschprogramme: in diesen Fällen ist die Anerkennung im Ausland erbrachter Studienleistungen häufig schon geregelt. Wer seinen Frankreichaufenthalt eigeninitiativ organisiert, sollte sich vorher an der heimischen Uni über die Anrechnungsproblematik informieren. Bei Fächern mit Staatsexamen sind die zuständigen Landesministerien bzw. Landesprüfungsämter zuständig.

Darüber hinaus gibt es Gleichstellungsabkommen in Bezug auf äquivalente Studienabschnitte zwischen Deutschland und Frankreich: so entspricht die DEUG beispielsweise der Zwischenprüfung bzw. dem Vordiplom und die maîtrise der Magister- bzw. Diplomprüfung. Nichtsdestotrotz liegt die letztendliche Entscheidung über die Zulassung und Einstufung bei den entsprechenden zuständigen Behörden.

Visum und Krankenversicherung

Grundsätzlich kann jeder EU-Bürger, der sich im Besitz eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses befindet, problemlos nach Frankreich einreisen. Wer länger als drei Monate bleiben möchte, muss allerdings eine Aufenthaltsgenehmigung beim zuständigen Polizeikommissariat oder Rathaus beantragen.

Um sich einschreiben zu können, muss man entweder in der studentischen Sozialversicherung Frankreichs versichert sein oder einen anderen Versicherungsnachweis erbringen, welcher auch von deutschen Krankenkassen ausgestellt werden kann. Da Nachweise privater Krankenversicherungen erst seit kurzer Zeit anerkannt werden, sollte man sich vorher bei der ausgesuchten Universität darüber informieren, ob diese die Bescheinigung tatsächlich akzeptiert.

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