Auslandsaufenthalte sind beliebt und viele Studierende spielen mit dem Gedanken, Ausland und Praktikum zu verbinden. Doch nicht jeder kann auf die Eltern oder Gespartes zurückgreifen, um die Mehrkosten eines Auslands-praktikums zu decken. Denn häufig ist das doch etwas teurer als man glaubt – zum Beispiel durch die höheren Lebenshaltungskosten oder die zum Teil sehr hohen Reisekosten. Hier setzen Förderprogramme speziell für Auslandspraktika an. Die Förderprogramme werden zumeist durch staatliche Mittel ermöglicht, zum Beispiel vom Bund oder von der Europäischen Union.
Die Gelder werden dann an Organisationen wie den DAAD (Deutscher Akademischer Austausch-dienst) weitergegeben, bei denen die Studierenden sich bewerben können. Allerdings muss man sich vor einer Bewerbung erkundigen: Gilt das Programm für das Land, in das man möchte? Welche Zusatzkriterien gibt es, muss das Praktikum zum Beispiel ein Pflichtpraktikum sein? Und essentiell natürlich: Wann spätestens muss man sich bewerben? Der Begriff Förderprogramm subsummiert dabei übrigens zwei Formen von „Förderung“:
- ein Stipendium in Form eines finanziellen Zuschusses. Beispiel hierfür ist das Leonardo Programm. Die Leiterin der Leonardo Projekte der hessischen Hochschulen, Christina Langsdorf, klärt über die Rahmenbedingungen auf: „Selbstverständlich bemühen wir uns um die Einwerbung von Praktikumsplätzen, bzw. empfehlen qualitativ hochwertige Praktikumsfirmen gerne weiter. Kern unserer Arbeit ist jedoch die Bereitstellung von Stipendien. Wir können hier bis zu 500 Euro pro Monat, bis zu 350 Euro für Fahrtkosten und bis zu 200 Euro für Sprachkurskosten an einen Stipendiaten ausbezahlen“ (siehe nähere Details auch auf www.practical-training.de/leonardo). Wie bei Leonardo ist es auch in anderen Programmen dieser Art durchaus üblich, dass die Studierenden den Praktikumsplatz selbst suchen. So zum Beispiel auch beim DAAD-Programm für auslandsbezogene Studiengänge (www.daad.de).
- die (kostenlose) Vermittlung von Praktikumsplätzen, meist inklusive eines Sprachkurses. Bei einigen dieser Programme ist es üblich, zusätzlich Zuschüsse zu den Fahrtkosten oder ein Taschengeld zu erhalten. Es kann aber auch sein, dass man gar keine finanzielle Unterstützung erhält. Dennoch kann es sinnvoll sein, sich auch für ein Programm ohne finanzielle Zuschüsse zu bewerben, zum Beispiel ist das ASA-Programm eine der wenigen Möglichkeiten, ohne „Vitamin B“ oder (kostenpflichtige) Vermittlungsagentur einen Praktikumsplatz in Afrika zu erhalten. Allen Förderprogrammen gemein ist, dass sie eine Auswahl unter den eingehenden Bewerbungen treffen. Dabei unterscheiden sich das Vorgehen, die Mittel und die „Schärfe“ der Auswahl sehr stark.
Eines der anspruchsvollsten Programme ist z.B. das Inwent-Programm für FH-Studierende. Bewerbungsfrist ist ein Jahr vor Praktikumsbeginn, wobei fast nur Bewerber mit bereits vorhan-denem Praktikumsplatz in die engere Auswahl kommen. Nach der schriftlichen Bewerbung erfolgen dann Vorbereitungs- und Auswahlgespräche. Gemeinsam ist aber allen Programmen die Vorgabe, dass der Studierende im Normalfall bereits drei Semester studiert haben sollte, einen Lebenslauf und ein Moti-vationsschreiben einreichen muss, zudem einen Notenschnitt bzw. eine Noten-übersicht oder das Vordiplom, die Zwischenprüfung etc. und zumeist auch mindestens ein Empfehlungsschreiben von einem Professor. Gerne werden auch Sprachnachweise verlangt. Alle Studierenden mit großem Interesse am Auslandspraktikum sollten zudem unter www.auslandsbafoeg.de und www.bildungskredit.de nachsehen, ob sie ein Darlehen erhalten können. Dies kann insbesondere die kostenintensive Anfangszeit (Kautionskosten, Monatskarte für die U-Bahn etc.) für weniger Betuchte abfangen. Die meisten Förderprogramme können jedoch nur von deutschen Staatsangehörigen oder von Studierenden mit gesonderter Aufenthaltsgenehmigung genutzt werden.
Für nicht-deutsche Studierende ohne gesonderte Aufenthaltsgenehmigung kommt nur noch das Leonardo da Vinci Programm in Frage, das Nicht-Deutsche zumindest theoretisch fördern kann. Zudem gibt es einige kleinere Organisationen wie Rotary Clubs, die grundsätzlich jede Bewerbung einzeln prüfen. Nähere Infos zu den Förderprogrammen findet man auf www.practical-training.de. Bei der folgenden Tabelle handelt es sich lediglich um eine Auswahl.
Geltungsbereich Name des Förderprogramms / Organisation / Webseite Zusatzinformationen
- weltweit ASA-Programm Inwent: www.asa-programm.de/ Nur Entwicklungsländer; Grundkenntnisse der Landessprache sind unabdingbar bereits bei der Bewerbung; inkl. Vorbereitungsseminare in Deutschland
- weltweit Auslandsbafög: Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
- www.bafoeg.bmbf.de, www.auslandsbafoeg.de: Nur Pflichtpraktika oder vom Fachbereich empfohlene Praktika in Europa; bei Praktika in Übersee gilt: entweder Pflichtpraktikum in Übersee oder besondere Spezialisierung (z.B. Tropenmedizin) oder Kombination von Studium und Praktikum in Übersee
- weltweit Bildungskredit Bundesverwaltungsamt: www.bildungskredit.de Nur als zinsgünstiger Kredit erhältlich; auch für Bafög-Empfänger möglich; möglichst zu Beginn eines Jahres beantragen, da Kredite nur gewährt werden, bis der Topf leer ist
- weltweit Fahrtkostenzuschüsse für Praktika in Übersee: Deutscher Akademischer Austauschdienst, www.daad.de Nur Praktika außerhalb Westeuropas; das Praktikum muss durch den Fachbereich empfohlen werden
- weltweit Kombinierte Studien- und Praxissemester im Ausland für Studierende: Deutscher Akademischer Austauschdienst, www.daad.de Nur Studien- und Praxissemester zusammen; Studiensemester kann freiwillig sein, Praktikum muss Pflichtpraktikum sein; beide Abschnitte müssen im selben Land absolviert werden
- weltweit Praktika im Rahmen von auslandsbezogenen Studiengängen: Deutscher Akademischer Austauschdienst, www.daad.de Das Auslandspraktikum muss als Pflichtpraktikum bzw. als vom Fachbereich für das Studienziel dringend empfohlenes Auslandspraktikum anerkannt werden
- weltweit Praktika in Internationalen Organisationen: Deutscher Akademischer Austauschdienst, www.daad.de Nur Praktika bei Internationalen Organisationen; zwei Förderlinien: Förderung für selbst gesuchte Praktika und Förderung, die an angebotene Praktikumsplätze gebunden ist (entscheidend für die Förderung ist dann die Zusage des Praktikumsplatzes)
- weltweit Praktikantenprogramm der GTZ: Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH, www.gtz.de Nur Entwicklungsländer; keine Kenntnisse der Landessprache notwendig (aber gute Beherrschung einer Weltsprache)
- weltweit Praxissemester im Ausland – Reisekostenzuschuss: Inwent, www.inwent.org Nur für FH-Studierende, Bewerbung ein Jahr vorher!
- weltweit Praxissemester im Ausland – Teilstipendium: Inwent, www.inwent.org Nur für FH-Studierende, Bewerbung ein Jahr vorher!
- weltweit Rotary Club: www.rotary.org Sehr unterschiedlich, je nach Club und Budget; der Club fördert auch Schüler bei Auslandsaufenthalten
- weltweit Stiftungskolleg für Internationale Aufgaben: Studienstiftung des Deutschen Volkes, www.studienstiftung.de Nur Graduierte; es können sich auch Graduierte bewerben, die im Studium nicht durch die Studienstiftung gefördert wurden
- europa Haniel-Stipendienprogramm: Studienstiftung des Deutschen Volkes, www.studienstiftung.de Nur Kombination von Studium und Praktikum; es können sich auch Studierende bewerben, deren Studium nicht durch die Studienstiftung gefördert wir