„Wenn es nach der Mehrheit der deutschen Studenten ginge, müssten Studiengebühren sofort wieder abgeschafft werden“, reflektierte 2009 das Nachrichtenmagazin Focus die Meinung des Akademiker-Nachwuchses an den 400 bundesrepublikanischen Hochschulen. Zwar haben mittlerweile die meisten Landesregierungen dieser Forderung nachgegeben, jedoch investieren andererseits jedes Jahr zahlreiche Studierende ebenso bereitwillig wie selbstverständlich, wenn es zum Beispiel um ein Bachelor-Studium im Ausland geht. So auch in Kanada.
Denn dort erwartet sie tatsächlich das, was manche Daheimgebliebenen vermissen: Ansprechende Standorte, mit überschaubaren Seminargrößen, ebenso modern wie fundiert ausgestattete Bibliotheken (z.T. rund um die Uhr zugänglichen Computerpools), genügend Räume zum Lernen und vor allem ein freundlicher Kontakt zum Lehrpersonal.
Das mag zum einen daran liegen, dass man sich Kanada mit durchschnittlich 3,2 Einwohnern pro Quadratkilometer grundsätzlich persönlicher begegnet als beispielsweise in den USA, aber auch an der Organisation des kanadischen Hochschulsystems selbst. Ähnlich wie beim großen Nachbarn stehen die Universitäten und Colleges des Landes nämlich in direktem Wettbewerb zueinander. Daher bemühen sich die Hochschulen in Kanada in der Regel sehr um die (studierende) Kundschaft. Wer sich nicht daran hält, verliert seine Geldgeber an die Konkurrenz.
Und die ist in Kanada mit circa 100 Universitäten und Colleges zwar deutlich überschaubarer als in den USA, deshalb aber nicht weniger leistungsstark. Schließlich baut man in Kanada seit mehr als 350 Jahren nicht nur auf Holzwirtschaft und Bodenschätze, sondern insbesondere auf Bildung. Mit Erfolg, denn für dasselbe Jahr vermeldete das Statistische Bundesamt über 1.000 Deutsche, die zum Studieren nach Kanada kamen – allein die Hälfte von ihnen mit der Absicht, ein „Undergraduate Degree“ (das Bachelor-Examen) zu absolvieren.
Um zum Bachelor-Studium zugelassen zu werden, sollten Sie neben dem Abitur hinreichende Fremdsprachenkenntnisse vorweisen können. Dementsprechend wird in Kanada ein Zertifikat nach TOEFL bzw. IELTS (d.h. Englisch) oder DELF bzw. DALF (d.h. für Französisch) notwendig. Abhängig von Standort und Studiengang können außerdem Empfehlungsschreiben, Studenten-Visa, ein Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel usw. fällig werden.
Tipp: Da sich das Aufnahmeverfahren bei den „Admission Officces“ der kanadischen Universitäten zuweilen so aufwändig gestalten kann wie ein Ice Walk durch die pulververschneiten Canyons von Alberta, sollten Sie damit rund anderthalb Jahre vor Ihrem geplanten Studienbeginn beginnen.
Doch die Mühe lohnt sich: Wegen der zahlreichen Einflüsse von ehemaligen Kolonialisten aus Europa, Einwandern aus Asien und Afrika, „First Nations“ und Vereinigten Staaten ist „Multikulti“ in Kanada gelebte Realität. Neuankömmlingen begegnen Einheimische daher höflich bis herzlich. Das gilt für den Alltag ebenso wie für die drei bis vier Semester ihres Bachelor-Studiums. Dadurch ergeben sich auf dem Campus zahlreiche Kontaktmöglichkeiten zu Kommilitonen aus aller Welt. Das wiederum verschafft Ihnen wertvolle Kontakte für die Zukunft, privat wie beruflich. Und dass Sie nach dieser Zeit außerdem mindestens eine Fremdsprache flüssig sprechen werden, wird sich sicher nicht nur bei der Bewerbung um eine lukrative Position in einem potenziell globalen Einsatzgebiet gut machen.
Insgesamt eine unvergessliche Erfahrung, für die angehende Bachelor-Absolventen in Kanada rund 6.500 CAD (4700 Euro) – allein an Studiengebühren – ausgeben. Eine Minderung dieser Kosten versprechen z.B. Auslands-BAföG oder diverse Stipendien. Umfassende Informationen dazu erhalten Sie unter anderem beim Deutschen Akademischen Austausch-Dienst (DAAD) oder dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Alles, was Sie sonst noch zum Thema „Bachelor in Kanada“ wissen sollten, lesen Sie auf den folgenden Seiten.