Belgien ist als eines unserer Nachbarländer automatisch Anlaufstelle für deutsche, aber auch für internationale Studenten, denn wie viele andere Länder engagiert sich das Königreich Belgien mit seinen ca. 10.000.000 Einwohnern für einen weltweiten Bildungsaustausch, um die momentane Zahl der etwa 360.000 Studenten noch zu erhöhen. 1994 studierten über 37 % der 18-21 jährigen, was im Gegensatz zu manch anderem Land eine beeindruckend hohe Quote ist.
An insgesamt 18 Universitäten kann man in Belgien studieren. Ein großer Vorteil: bis auf Medizin gibt es in keinem Fach einen Numerus Clausus. Auch die Kunst wird in Belgien groß geschrieben, was man natürlich einerseits an den Häuserbauten selbst erkennen kann, andererseits hat Belgien jedoch auch zwei Universitäten der Schönen Künste zu bieten, an welchen man als Student mehr über das Land und seine künstlerische Geschichte erfahren kann.
Gründe für ein Studium in Belgien
Multikulturell, polyglott und mittendrin im Herzen Europas: Belgiens Lage, Geschichte und natürlich auch Bedeutung im europäischen Kontext garantieren dem kleinen Königreich Sonderstatus. Doch nicht nur für politisch und kulturell Interessierte lohnt ein Blick ins Nachbarland: Belgiens Hochschulsystem ist dem deutschen relativ ähnlich, was die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen angenehm erleichtert. Internationales Flair und optimale Studienbedingungen locken mehr und mehr Studieninteressierte nach Belgien.
Studiensystem in Belgien
In Belgien existieren zwei Hochschultypen: der universitäre Bereich ist für die wissenschaftliche Ausbildung zuständig, während an den außeruniversitären Einrichtungen wissenschaftlich fundierte, angewandte Kenntnisse vermittelt werden. Prinzipiell sind die beiden Bereiche jedoch gleichwertig, was sich auch in der Gleichstellung der verliehenen Abschlüsse äußert. Wichtig: nicht alle Studienmöglichkeiten sind überall vorhanden. Universitäten findet man in Belgien nur in der französischen und der flämischen Gemeinschaft – im deutschsprachigen Teil können nur die so genannten kurzen Studiengänge absolviert werden. Das bedeutet natürlich auch, dass man als Deutscher keinen Sprachvorteil genießt, wenn man sich für ein universitäres Studium interessiert: im wallonischen Teil Belgiens ist Französisch Voraussetzung für die Zulassung an einer Hochschule, im flämischen Teil Niederländisch.
Universitärer Bereich: vom candidat zum licencié
Das universitäre Studium sieht zwei grundsätzliche Studienphasen vor, die in der wallonischen Gemeinschaft als cycles, in der flämischen als cycli bezeichnet werden. Nach dem ersten in der Regel zwei Jahre umfassenden Studienabschnitt wird der akademische Grad des candidat/kandidaat erworben. Dieser ist die Voraussetzung für den Eintritt in die folgende zweite, je nach Fachrichtung zwei bis vier Jahre dauernde Studienphase, in der eine fachliche Vertiefung erfolgt und die man nach erfolgreichem Abschluss als licencié/licentiaat beendet. Wer eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebt, kann daran noch das doctorat anknüpfen. Der höchste in Belgien verliehene akademische Grad, der den Doktortitel voraussetzt, ist der des agrégé de l’enseignement supèrieur, beziehungsweise, im flämischen Teil Belgiens, der geaggregeerde voor het hoger onderwijs.
Außeruniversitärer Bereich: kurze und lange Studiengänge
An den nichtuniversitären Hochschulen werden so genannte lange Studiengänge angeboten, die in zwei Studienabschnitte gegliedert sind und mit einem akademischen Abschluss beendet werden. Des Weiteren existieren aus nur einer Studienphase bestehende Kurzstudiengänge, die stark berufsbezogenen Charakter haben.
Bewerbungsprozedur in Belgien
Grundsätzlich berechtigt das deutsche Abitur zur Aufnahme eines Studiums an einer belgischen Hochschule, des Weiteren müssen vor der Zulassung zu einem Studium im wallonischen oder flämischen Teil Belgiens obligatorische Sprachprüfungen absolviert werden. Bei ingenieurswissenschaftlichen Studiengängen sowie bei Medizin und Zahnmedizin existieren Aufnahmeprüfungen. Inhaber der Fachhochschulreife sollten im Einzelfall klären, ob ihre Qualifikation ausreicht. Die Anlaufstelle ist in jedem Fall die ausgesuchte Hochschule selbst.
Kosten und Finanzierung eines Studiums in Belgien
Hinsichtlich der Studiengebühren sind EU-Mitgliedstaatler belgischen Staatsbürgern gleichgestellt: mit 500 € pro Semester ist man dabei, recht moderat im europäischen Vergleich. Darüber hinaus existieren viele Möglichkeiten, mit denen man den Auslandsaufenthalt zumindest teilweise finanzieren kann: Finanzierungsmöglichkeiten sind beispielsweise universitäre Austauschprogramme wie Sokrates/Erasmus, die Teilstipendien zur Verfügung stellen. Aber auch Organisationen wie der DAAD, Stiftungsgelder, Auslandsbafög oder Bildungskredite können beim Auslandsaufenthalt finanzielle Hilfestellung leisten.
Anerkennung von Studienleistungen
Beim Prüfungsamt der heimatlichen Universität oder – im Falle von Studiengängen, die mit einer Staatsprüfung abschließen – bei dem zuständigen staatlichen Prüfungsamt lässt sich klären, inwieweit die in Belgien erbrachten Studienleistungen sich auf das Studium an der deutschen Hochschule anrechnen lassen. Bilaterale Abkommen zwischen Belgien und Deutschland garantieren die grundsätzliche Äquivalenz der Bildungsabschlüsse, wobei keine Umwandlung der akademischen Titel erfolgt.
Visum und Krankenversicherung für Belgien
Als EU-Bürger benötigt man lediglich einen gültigen Personalausweis, um nach Belgien einreisen zu können. Allerdings muss man sich im Falle eines längeren Aufenthaltes bei der Kommunalverwaltung melden, bei der ein Eintrag ins Ausländerregister erfolgt.
Wie auch in Deutschland müssen Studierende in Belgien krankenversichert sein. Ein Krankenversicherungsabkommen zwischen Belgien und Deutschland garantiert, dass Studierende, die einer gesetzlichen deutschen Krankenversicherung angehören, nach Vorlage der notwendigen Dokumente auch Leistungen des belgischen Gesundheitswesens in Anspruch nehmen können. Nichtsdestotrotz ist es äußerst empfehlenswert, sich vor der Abreise mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzen und über die Details des Versicherungsschutzes zu informieren.