Beim Umbau der Studiengänge vom Magister/Diplom- auf das Bachelor/Master-Prinzip wird auch der Ablauf Ihres Bachelor-Studiums zukünftig entscheidend reformiert. Denn aktuell zählen weniger die Semesterwochenstunden und Noten, sondern vielmehr der Arbeitsaufwand, den Sie dafür benötigen, ausgedrückt in “Leistungspunkten” (LP) bzw. “Credits”.
Vergleichbare Studienleistungen
Da Bachelor-Studiengänge vor allem auf Internationalität ausgerichtet sind, spricht man auch vom European Credit Transfer and Accumulation System (“Europäisches System zur Übertragung und Anrechnung von Leistungspunkten”), kurz: ECTS.
Das ECTS soll vor allem Studienleistungen auf nationaler wie internationaler Ebene vergleichbar machen. Dabei ist es nicht auf eine Notenskala beschränkt, sondern fügt Komponenten hinzu, um die Menge der erbrachten Studienleistung nach einheitlichem Maßstab zu dokumentieren: die ECTS-Leistungspunkte (LP).
- ECTS-Leistungspunkte
ECTS-Punkte (auch: „Leistungspunkte“ oder kurz: „LP“) sind eine Maßeinheit für den erwarteten studentischen Arbeitsaufwand (den “Workload”), also auch die Zeit der Vor- und Nachbereitung. ECTS-Punkte werden Modulen (thematischen Veranstaltungsblöcken) zugeordnet und mit den Leistungspunkten wird der zeitliche Arbeitsaufwand in Relation zu den Lernzielen eines Studiengang-Moduls gesetzt.
- 30 Stunden Arbeit für 1 LP
Im Vorlesungsverzeichnis von Bachelor-Studiengängen werden neben den Semesterwochenstunden (SWS) auch die Leistungspunkte für die Veranstaltung angegeben. 30 Arbeitsstunden gelten dabei als Berechnungsgrundlage für einen Leistungspunkt. Die Höchstgrenze für den jährlichen Arbeitsaufwand eines Studierenden wurde mit 1800 Stunden angesetzt (das entspricht einer Vollzeitbeschäftigung mit sechs Wochen Urlaub).
Daraus ergibt sich: Wenn ein Student während eines 3-jährigen Studiengangs 180 ECTS-Punkte bis zum Bachelor-Titel sammeln muss (bzw. 240 ECTS-Punkte in einem vierjährigen Studiengang), sind innerhalb jedes Semesters 30 LP zu vergeben.
- ECTS-Grades
Haben innerhalben eines Moduls mehrere Studenten die erforderten Prüfungsleistungen erzielt, erhalten alle die gleiche Anzahl an ECTS-Punkten, jedoch unterschiedliche „ECTS-Grades“, d.h. Noten, die die Studienleistung bewerten: die Besten erhalten einen A-Grade und die schlechtesten einen E-Grade. Nicht bestandene Modulabschlussprüfung werden mit FX oder F für „nicht bestanden“ bewertet. Die übrigen ECTS-Grades verteilen sich wie folgt:
A = die besten 10%,
B = die nächsten 25%,
C = die nächsten 30%,
D = die nächsten 25%,
E = die nächsten 10%.
Diese Zuordnung wird von der Hochschulrektorenkonferenz zur Umrechnung der deutschen Noten empfohlen. Dabei werden herkömmlichen Noten durch die ECTS-Grade ergänzt.
Warum ECTS?
Als Quelle des ECTS gilt das studentische Austausch-Programm Erasmus. Bereits 1989 wollte man damit eine einfache Möglichkeit schaffen, Studienleistungen aus dem Auslandssemester anrechnen zu lassen. Zehn Jahre später fand das System Eingang in den Bologna-Prozess, und damit in die europäisch orientierte Reform der Studiengänge.
ECTS: Ziele
Mit der Übernahme und dem Ausbau des ECTS-System innerhalb der Bachelor- und Master-Studiengänge sind zwei konkrete Ziele verbunden.
- Europaweite Studienleistungen
Das einheitliche System zur Leistungsbewertung soll die Mobilität der Studierenden erhöhen. Somit ist es möglich, die an der Heimat-Universität gesammelten Punkte auch in einem internationalen Studienkontext einzubringen.
- Lebenslang Studienleistungen sammeln
Außerdem soll mit dem ECTS Prinzip “Lebenslangen Lernen” (LLL) gefördert werden. Somit können neben den Punkten aus dem Bachelor-Studium auch Punkte aus anderen Bildungseinrichtungen (z.B. Sprachkurse, Fachlehrgänge) in ein späteres (berufsbegleitendes) Masterstudium eingebracht werden. So entsteht ein Qualifikationsprofil für den Arbeitsmarkt, bei dem es zweitrangig ist, wann und aus welchen Leistungen sich die Punkte zusammensetzen (Leistungspunkte eines Masterabsolventen: zwischen 300 und 360).
Module
Wenn Sie ein Bachelor-Studium aufnehmen, werden Sie auf viele neue Begriffe stoßen. So auch über die “inhaltlich und zeitlich abgeschlossenen Lehr- und Lerneinheiten”, kurz: Module
Neue Perspektiven
Galten zu Zeiten der Magister- und Diplom-Studiengänge alle Arten von Veranstaltungen (Vorlesungen, Seminare, ggf. Praktika etc.) als die Einheiten, aus denen sich ein Studiengang zusammensetzte, bewirkt die neue Modularisierung einen grundlegenden Umbau des Studiums. Damit soll vor allem die Perspektive des Studiums von der Lehre (den Veranstaltungen) auf das Lernen (das Selbststudium) gelenkt werden.
- “Learning Outcomes” ? “Workload”?
Zentral bei diesem Perspektivenwechsel ist der Fokus auf die Lernziele (“Learning Outcomes”). Dementsprechend wird nicht mehr die Wochenstundenzahl betrachtet, sondern der studentische Arbeitsaufwand (“Workload”) eines Moduls. Dieser wird in Leistungspunkten (“Credits”) ausgedrückt. Das führt dazu, dass die Studienprogramme neu zusammensetzt werden müssen.
Denn erst, wenn klar ist, wozu ein Studium befähigen soll, kann diese Maßgabe auf Modul-Ebene umgesetzt werden.
Credits: Vor- und Nachteile
Natürlich gibt es während der Bachelor-Studiengänge weiterhin Veranstaltungen (d.h. Vorlesungen, Seminare, Übungen etc.), doch bilden Sie jeweils Bausteine eines Moduls. An erster Stelle steht die Frage nach dem Lernziel, erst dann die nach der Anzahl der Module eines Studiums. Stärker als die Summe der Veranstaltungen pro Modul wird der zeitliche Aufwand reglementiert, ausgedrückt in Leistungspunkten bzw.Credits.
Der Arbeitsaufwand zählt
Vorgesehen sind 5 oder 10 Leistungspunkte pro Modul.
Klarer Nachteil des 5er Rasters: Es gibt auch Lernziele bzw. “Lernziel-Pakete”, die mehr oder weniger als 150 bzw. 300 Stunden Arbeitsaufwand (d.h. 5 oder 10 Credits) benötigen. Allerdings handelt bei den Stundenangaben lediglich um grobe Durchschnittswerte. Da einige Studenten langsamer oder schneller studieren als andere, muss ein zeitlicher Spielraum eingeplant werden.
Demgegenüber stehen aber entscheidende Vorteile, u.a.:
- Das Credit-System ermöglicht eine transparente individuelle Organisation des Studienablaufs. Dies erleichtert auch die Vermittelbarkeit des Studienprogramms gegenüber den Studenten.
- Es erleichtert den Export bzw. Import von Modulen in andere Studienprogramme (insbesondere von anderen Hochschulen).
- Es erleichtert die Kombination von Fächern. Bei einem 2-Fach-Bachelor sind somit entweder pro Fach 15 oder 20 Credits pro Semester zu erwerben.