In der Republik Kroatien gibt es heute vier Universitäten. Die älteste Universität Kroatiens und eine der ältesten Universitäten Südosteuropas ist die Universität in Zagreb, die im Jahr 1669 gegründet wurde. Rund dreihundert Jahre jünger ist die Universität in Rijeka, die im Jahr 1973 durch die Zusammenlegung verschiedener Hochschulinstitutionen gegründet wurde. Die Ursprünge dieser Universität liegen allerdings auch schon im 17. bzw. 18. Jahrhundert, als es bereits eine Theologische Fakultät und eine Fakultät für Kunst in Rijeka gab. Die Universität Rijeka hat außerdem so genannte Außenstellen in Pula und Opatija. Weitere Universitäten sind in Osijek und Split (mit Außenstellen in Zadar und Dubrovnik). In vielen Bereichen gibt es gute internationale wissenschaftliche Kontakte. Trotzdem ist die Abwanderung gut ausgebildeter junger Akademiker vor allem in die wirtschaftlichen Zentren Nord- und Westeuropas ein großes gesellschaftliches Problem. Das Angebot an den Universitäten umfasst die Fächergruppen Medizin, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Geisteswissenschaften, Rechtswissenschaften, Theologie, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Agrar- und Forstwissenschaften sowie Kunst. Die Studienzeit beträgt zwischen vier und sechs Jahren. Das kroatische Hochschulwesen ist recht überschaubar.
Das mit Abstand breiteste Studienangebot bietet die Universität Zagreb. In der kroatischen Hauptstadt können an etwa 30 Fakultäten fast alle gängigen Fächer belegt werden. Einzelne Fakultäten der Universität Zagreb sind nach Sisak, Varaždin, Opatija und Pula ausgelagert. Die „Josip Juraj Strossmayer“ Universität in Osijek wurde 1975 gegründet. Einige Gebäude der Hochschule wurden im jüngsten Krieg schwer beschädigt, sind mittlerweile jedoch wieder Instand gesetzt. In der Küstenstadt Dubrovnik gibt es ein unabhängiges Forschungszentrum, das Inter-University Center. Mitglieder dieses Zentrums sind Universitäten aus ganz Europa, darunter auch aus Deutschland. Eine Reformierung des kroatischen Hochschulwesens ist geplant. Neue Abschlüsse wie Bachelor und Master sollen dann an fast allen Fakultäten eingeführt werden, mit dem Ziel, eine Angleichung an die Hochschulsysteme der EU-Länder so bald wie möglich zu erreichen.
Studiensystem und Abschlüsse
Ein Vollstudium in Kroatien dauert zwischen fünf und sechs Jahre und ist straff organisiert. Im letzten Studienjahr werden die Diplomarbeiten verfasst und die Examensprüfungen abgelegt. Durch klassenartige Verbände und vorgegebene Stundenpläne wirkt das Universitätssystem eher verschult. Ein Vorlesungsverzeichnis wie in Deutschland gibt es nicht, meist hängt der Stundenplan im Foyer oder wird vom Professor vorgelesen. Die meisten Studenten sind zwischen 18 und 24 Jahre alt. Das Notensystem beruht auf einer Skala von fünf (sehr gut) bis eins (ungenügend). In der Regel ist der Lehrstoff sehr allgemein gehalten. Eine Spezialisierung findet erst bei der Erstellung der Diplomarbeit statt bzw. erst in einem zusätzlichen postgradualen Studium. Gaststudenten können sich ihren eigenen Stundenplan zusammenstellen, unabhängig vom jeweiligen Studienjahr. Die Lehrformen gleichen denen in Deutschland: Es finden predavanja (Vorlesungen), vježbe (praxisorientierte Übungen), seminari (Seminare) und kolokviji (Kolloquien) statt. Selbstständiges akademisches Arbeiten ist eher selten, meist werden die Themen für Referate auf einzelne Kapitel bestimmter Werke beschränkt. Klausuren sind oft nur stures Abfragen von auswendig gelernten Fakten. Neue Grundstudiengänge, deren Abschlüsse mit dem Bachelor vergleichbar sind, sind geplant. Bisweilen schließt das Erststudium mit dem Diplom ab. Darauf aufbauend kann man noch ein zweijähriges Magisterstudium oder ein dreijähriges Promotionsstudium anschließen.
Bewerbung
Der große Andrang an den Fakultäten hat zur Einführung von Zulassungsbeschränkungen (Numerus Clausus) geführt. Jede Fakultät entscheidet selbst, welche Kriterien für die Aufnahme erfüllt werden müssen. Häufig werden das Abitur und die Durchschnittsnote aus bestimmten Fächern und die Ergebnisse der Aufnahmeprüfung herangezogen. An welcher Universität Aufnahmeprüfungen abgelegt werden müssen, sollte man am besten an den Universitäten erfragen. Die Bewerbung kann zwischen Anfang Juni und Anfang September an die Universität geschickt werden. Folgende Unterlagen sind nötig:
- Abiturzeugnis und Zeugnisse der gymnasialen Oberstufe
- Ausreichende Kroatischkenntnisse
- Geburtsurkunde
Alle Dokumente müssen ins Kroatische übersetzt werden.
Sprachkenntnisse
Kroatischkenntnisse sind für die Teilnahme an den Lehrveranstaltungen obligatorisch. Bei postgraduierten Studien besteht aber auch oft die Möglichkeit in einer anderen Sprache zu studieren. Wenn der Bewerbung für die Aufnahme des Studiums nicht ein Zertifikat über die Sprachkenntnisse beiliegt, wird die Bewerbung nicht berücksichtigt. An der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb werden Sprachkurse für Kroatisch auf allen Niveaustufen und von unterschiedlicher Dauer organisiert. Die Kurse sind kostenpflichtig. Einstufungstests finden bei Studienbeginn zum Wintersemester in der Regel etwa Mitte Oktober statt. Das Zentrum für Fremdsprachen in Zagreb bietet ebenfalls unterschiedliche Kroatischkurse an. In Zusammenarbeit mit der Universität Zagreb veranstaltet das Zentrum auch Sommersprachkurse am Inter University Center in Dubrovnik. In der Küstenstadt Zadar gibt es außerdem eine private Sprachschule.
Anerkennung von Studienleistungen
Das European Credit Transfer System wird in Kroatien nur sehr vereinzelt angewandt. Vor der Abreise nach Kroatien sollte man deshalb am besten Rücksprache mit seiner Universität bzw. seinen Professoren halten, um abzuklären, welche Kurse für das Studium in Deutschland angerechnet werden können. Generell werden alle Leistungen im Studienbuch vermerkt, an einigen Fakultäten kann man um eine spezielle Bescheinigung bitten. Empfehlenswert ist es, sich einen persönlichen Mentor an der Universität zu suchen und auch während des Auslandsaufenthaltes mit der Heimatuniversität Kontakt zu halten.
Kosten und Finanzierung
Das Studium in Kroatien ist kostenpflichtig, die Höhe des Betrags richtet sich nach Studiengang und Staatsangehörigkeit. Nur wer die besten Resultate bei der universitären Aufnahmeprüfung vorweisen kann, studiert ohne Gebühren. Dieser Test entfällt für Gaststudenten, die nur ein oder zwei Semester bleiben. DAAD-Stipendiaten, die aufgrund eines bilateralen Abkommens ein Gegenstipendium der kroatischen Regierung bekommen, studieren ebenfalls kostenlos. BAföG-Empfänger müssen den Jahres- oder Semesterbeitrag selbst vorstrecken und erhalten aufgrund der Quittung eine festgelegte Höchstsumme vom zuständigen BAföG-Amt zurück. Für ausländische Studierende sind ansonsten Studiengebühren vorgesehen, die zwischen 2.000 und 3.000 Euro pro Jahr liegen können. Dies gilt für alle Universitäten in Kroatien, allerdings können die Gebühren von Universität zu Universität geringfügig variieren.
Lebenshaltungskosten
Das Land kämpft mit der Abwanderung junger, gut ausgebildeter Menschen nach Westeuropa: Jeder fünfte Erwerbsfähige in Kroatien ist ohne Arbeit. Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt bei etwa 3.800 Euro (27.692 Kuna). Lebensmittel sind im Laden mindestens so teuer wie in Deutschland: Anderthalb Liter Mineralwasser kosten rund 7 Kuna (1 Euro entspricht 7,2 Kuna), ein Joghurt 3 Kuna, ein Brötchen 2 Kuna, eine Tafel kroatische Schokolade mindestens 8 Kuna, importierte Lebensmittel sind durch die hohen Einfuhrzölle noch teurer. Fast unerschwinglich für Normalverdiener sind Bücher, selbst im Antiquariat gibt es selten Schnäppchen unter 70 Kuna. Gebrauchte Wörterbücher gibt es fast nie unter 250 Kuna. Tageszeitungen kosten rund 6 Kuna, Wochenzeitungen 12 bis 25 Kuna. Auch Kleidung und Schuhe, die meist aus Italien importiert werden, liegen über den Durchschnittspreisen in Deutschland. Der Besuch von Restaurants und Cafés ist im Allgemeinen jedoch günstiger: Ein Espresso kostet zwischen 4 und 8 Kuna, ein Bier rund 12 bis 20 Kuna, ein Sandwich etwa 10 bis 12 Kuna. Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten nicht günstiger als in Deutschland. Meist ist es für ausländische Gäste auch sehr schwierig, preiswerten Wohnraum anzumieten.
- Unterkunft (nicht Studentenwohnheim) 200 Euro
- Verpflegung 160 Euro
- Sonstiges (Telefon, Fahrtkosten, Freizeit) 60 Euro
- Summe 420 Euro
Wohnen
Wer ein Zimmer in einem der Studentenwohnheime der vier Universitäten bekommt, muss nicht mehr als 25 Euro im Monat ausgeben. Es besteht auch die Möglichkeit in so genannten student hostels zu wohnen, die pro Monat ungefähr das Doppelte kosten. Wohngemeinschaften gibt es kaum. Die Möglichkeiten bei einer Familie ein Zimmer zur Untermiete zu beziehen, sind auch eher gering. In Zagreb leben etwa 7.000 Studenten in fünf Wohnheimen. Ausländische Stipendiaten sind meist im „Cvjetno naselje“ untergebracht, das als bestes Wohnheim der Stadt gilt und 1987 anlässlich der studentischen Olympiade „Univerzijada“ erbaut wurde. Empfehlenswert ist auch das Wohnheim „Stjepan Radić“, in dem fast doppelt so viele Betten zur Verfügung stehen. Hier ist alles ein wenig enger und einfach gehalten, dafür pulsiert das Leben dort. Die Wohnheime „Dr. Ante Starčević“, „Lašćina“ und „Ivan Meštrović“ sind ein wenig marode. Die Räume sind sehr spartanisch eingerichtet, oft gibt es nur Etagen-Toiletten. In den meisten Studentenwohnheimen teilen sich zwei Studenten ein etwa acht bis zwölf Quadratmeter großes Zimmer. Einige Räume haben eine eigene Kochnische, oft wird das Badezimmer mit den Bewohnern des Nachbarzimmers geteilt. Um seine Sprachkenntnisse zu verbessern, sollte man bei der Wohnheimverwaltung um einen einheimischen Mitbewohner bitten, der umgangssprachlich „cimer“ oder „cimerica“ genannt wird. Wer kein Stipendium des kroatischen Ministeriums hat, kommt kaum in einem Wohnheim unter. Private Wohnungen und Zimmer findet man vor allem im überregionalen Anzeigenblatt „Plavi oglasnik“ unter (http://www.oglasnik.hr). Allerdings sind die Telefonnummern nicht im Internet angegeben, sondern nur in der gedruckten Ausgabe. An den Fakultäten hängen oft Anschläge von Studenten, die Mitbewohner suchen („Tražim cimera ili cimericu“). Meist ist hier jedoch ein Zimmergenosse gemeint, mit dem man sich einen Raum, nicht selten sogar ein Doppelbett teilt. Je nach Wohnlage muss man ab 50 Euro einkalkulieren, für eine Ein-Zimmer-Wohnung in Zagreb werden mindestens 200 Euro pro Monat fällig.
Visum und Krankenversicherung
Für das Studium in Kroatien ist ein Visum erforderlich. Die Aufenthaltsgenehmigung wird meistens für ein Jahr mit der Möglichkeit auf Verlängerung ausgestellt. Wer z.B. nur für die Dauer eines Sommersprachkurses in Kroatien bleiben möchte, für den ist die Einreise mit einem gültigen Reisepass möglich. Nur ein Personalausweis wird von kroatischen Grenzbeamten nicht akzeptiert. Visumpflicht besteht bis zu einem Aufenthalt von 90 Tagen nicht (sofern keine Erwerbstätigkeit ausgeübt wird). Nach der Ankunft in Kroatien muss man sich innerhalb von 24 Stunden registrieren.
Nähere Informationen zum Visum sind bei der kroatischen Botschaft erhältlich:
https://www.kroatische-botschaft.de
Für die Einreise bieten sich folgende Möglichkeiten an: Es gibt gute Zugverbindungen von Deutschland nach Zagreb. Über die Teilstrecke in Kroatien informieren die Hrvatske željeznice (Kroatischen Eisenbahnen) auf ihrer Homepage auch in deutscher Sprache (http://www.hznet.hr). Des Weiteren gibt es täglich Direktflüge ab verschiedenen deutschen Flughäfen nach Zagreb. Eine dritte Möglichkeit ist die Reise mit dem Bus. Diese fahren fast täglich von deutschen Großstädten in Richtung Kroatien.
Vor der Abreise sollte man sich die Anspruchsbescheinigung „HR/D 111“ bei seiner Krankenkasse besorgen. Um die medizinischen Leistungen in Kroatien kostenfrei in Anspruch zu nehmen, muss diese Bescheinigung bei der Kroatischen Anstalt für Krankenversicherung gegen einen kroatischen Behandlungsschein (bolesnički list) umgetauscht werden. So erhält man die gleichen Leistungen wie kroatische Krankenversicherungspflichtige. Wer diesen Schein nicht hat, kann die Behandlung auch in bar bezahlen und die Rechnung später bei seiner Krankenkasse einreichen. Eine medizinische Behandlung erfolgt hauptsächlich in den Ambulanzen der Krankenhäuser und nicht in privaten Arztpraxen. Die medizinische Grundversorgung ist in den Krankenhäusern der größeren Städte gewährleistet. Wer auf bestimmte Medikamente angewiesen ist, sollte seine Reiseapotheke ausreichend auffüllen. Plant man einen Landaufenthalt oder will als Rucksacktourist durch das Land zu ziehen, ist ein Impfschutz gegen Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) sinnvoll, denn in den Wäldern Nordkroatiens gibt es Zecken, die Krankheiten übertragen.